Arbeit ist Integration
Ein Spaziergang mit der 86-jährigen Gerda Quirl, das ist schon eine Ausnahme in dieser Zeit. Corona ist auch im Pflegeheim Cura Sana in Weilmünster ein Thema. Marjan Jafari begleitet die alte Dame mit dem blauen Rollator. Wo sie schon einmal nach draußen dürfen, wählen sie einen längeren Weg. Marjan Jafari ist 40 Jahre alt und stammt aus dem Iran. Seit fünf Monaten ist sie aushilfsweise als Pflegerin im Cura Sana Pflegeheim tätig. Vorher hat sie schon mehr als ein Jahr in einem anderen Pflegeheim gearbeitet.
„Ich mag nicht nur die Arbeit im Cura Sana, sondern ich lerne auch gern“, erzählt Jafari. „Vielleicht kann ich nächstes oder übernächstes Jahr eine Ausbildung hier machen.“ Seit 2016 ist Marjan Jafari in Deutschland. Sie kam über die Türkei und das Mittelmeer nach Griechenland und dann schließlich nach Deutschland. Da sie in Afghanistan geboren wurde, hatte sie im Iran keine Rechte. Trotzdem hat sie gearbeitet und auch dort schon ihre Miete selbst gezahlt. „Im Iran war ich Zahnarzthelferin und Friseurin, aber eine Ausbildung machen oder zur Schule gehen durfte ich nicht“, erzählt Jafari. In Deutschland ist sie ein Jahr zur Schule gegangen. „Ich konnte nicht gut Deutsch und Englisch sprechen.“ Aber die Schule war nichts für sie. „Ich kann besser bei Menschen lernen als in der Schule“, erklärt Jafari. Daher habe sie mithilfe von Evelyne Thiel vom Meetingpoint in Weilmünster eine Arbeit gesucht. Der Meetingpoint ist eine Anlaufstelle für Flüchtlinge und Bürger und setzt sich für die Integration von Flüchtlingen in der Gesellschaft ein.
Arbeit ist mehr als nur Geld verdienen
„Ich möchte keine Unterstützung vom Staat bekommen“, erklärt Jafari. „Ich denke, ich muss mich um alles selbst kümmern. Ich arbeite gern, damit ich alles selbst bezahlen kann. Essen, Kleidung, Strom, Miete – wenn ich zuhause bleibe und nicht arbeite, wie soll das gehen?“ Sechs Monate habe sie Unterstützung vom Staat bekommen, seitdem arbeite sie. Ihr Mann sieht das genauso. Aber die Arbeit ist mehr als nur Geld zu verdienen. „Arbeit ist Integration. Arbeit ist Mensch sein. Die Arbeit hier ist für mich viel besser als zuhause“, sagt die 40-Jährige.
Einer von vielen Gründen für ihre Flucht war, dass sie als Frau im Iran nicht frei leben konnte. Die Rechte dort seien sehr eingeschränkt. Hier in Deutschland könne sie frei leben. „Hier sind alle Menschen gleich, egal welche Religion, welche Hautfarbe, welche Herkunft – du bist ein Mensch“, sagt Jafari. „Hier sind Männer und Frauen Kollegen, im Iran geht das nicht. Die Arbeit hier ist auch eine Gemeinschaft. Wir sind ein Team. Wenn ich Hilfe brauche, kann ich meine Kollegen fragen.“
Großes Engagement
Auch die Bewohner könne sie fragen und dort lerne sie viel. „Wir helfen ihr und sie hilft uns“, bestätigt Gerda Quirl. „Leider kommt Marjan nur, wenn jemand ausfällt, aber wir sind immer sehr glücklich, wenn sie da ist.“ Jafari engagiere sich sehr und merke, was die Bewohner brauchen. „Arbeit ist wichtig für die Integration, das ist ja ganz klar“, sagt Quirl. „Die Menschen müssen sich auch integrieren wollen – und Frau Jafari will.“
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